IMM Cologne 2018
Die IMM Cologne 2018 in Köln ist vorbei – und wieder präsentierten die Aussteller und Designer geniale, ungewöhnliche schicke und extravagante Ideen rund um das Thema Wohnen. Es ist eines der wichtigsten Treffen der Einrichtungsbranche, in der Individualität schon seit Jahren einer der ganz besonderen Trends darstellt. Die IMM mit 100 000 Produkten in elf Hallen und auf 141 000 qm ist das „größte Möbelhaus der Welt“. Hier findet man alles rund um Interieur und Design.
Der Einrichtungsexperte und Sprecher der Kölnmesse Markus Majerus hat einen passenden Vergleich: Slow Food ist eine schon etablierte Gegenbewegung zu Fast Food, nämlich genussvolles, bewusstes und authentisches Essen. Nun gibt es auch das Slow Living. Design wird mit Emotionen verbunden, und jeder Einzelne richtet sich bewusst und authentisch in einer individuellen Mischung ein. Und noch etwas ist auffällig, es fehlen Schnörkel, Dekorationen und Extras. Man spricht aktuell in der Möbelbranche von einem „Trend zur neuen Schlichtheit“. Dahinter stecken drei Motive der Designer. „Zum einen ist das ein Weg, der Wohnungsknappheit entgegenzuwirken“, erklärt der IMM-Trendexperte Frank A. Reinhardt. Zum anderen erkennt man einen Hype für das schon seit Jahren beliebte skandinavische Design: Möbel die sehr reduziert und einfach gehalten sind. Und schließlich darf man das Thema Nachhaltigkeit nicht vernachlässigen. „Es geht nicht mehr darum, auch noch den 100. Stuhl zu entwerfen, sondern nachhaltige Produkte“, sagt Reinhardt. Schlichte Möbel haben eher eine Chance, länger auf dem Markt zu bestehen. Vielleicht sogar zum Klassiker zu werden, der noch viele Jahrzehnte produziert und immer wieder von Fans nachgekauft wird.
stylus hat sich ein paar Highlights der IMM heraus gepickt.
Thema Esstisch: Hier bleibt es bei einem Trend der vergangenen Jahre: große, lange Esstische, die zugleich filigran wirken sind beliebt. „Sie haben sehr dünne Beine und eine extrem dünne Platte“, erläutert Trendanalystin Gabriela Kaiser. Neu sind statt der rechteckigen Form auch runde oder andere Formen – Hauptsache groß.
Leuchten: Über dem langen Esstisch positionieren sich häufig auffällig große Leuchten – oder auch Reihungen von kleineren Leuchten, die im Gesamten auch eine sehr mächtige Wirkung haben. Licht bekommt aber auch eine neue Rolle. Intelligent gesteuert soll es und so ein ausgewogenes Ambiente schaffen. In der visionären Wohnraum-Installation von Luci Koldova spielt es die Hauptrolle.
Sofatische: Beliebt sind immer noch viele kleine und damit flexiblere Beistelltische anstatt große statische Sofatische. Die Tische können auch aus unterschiedlichen Materialien bestehen. Auf der IMM haben wir häufig Marmor und Glas in Kombination gesehen. Die Größen der verschiedenen Tische können auch variieren.
Weltkugel: Der Globus erlebt als Dekoration im Wohnzimmer ein Come-back. Auffällig viele Hersteller setzen ihn in ihren Beispiel-Wohnwelten in Szene. Aufgestellt, als lose Kugel, in moderner Darstellung oder beleuchtet. Ein echter Hingucker sind natürlich die Globen von Bellerby.
Badewannen mal anders: Der Holzzuber ist zurück! Tatsächlich experimentieren die Badhersteller aktuell viel, um aus dem gefliesten, eher kühl wirkenden Hygieneraum ein wohnlicheres Zimmer zu machen. So präsentiert Unique Wood Design eine hölzerne Badewanne, und Hersteller Bette wagt sich an eine stoffbezogene Wanne. Dabei garantiert er Schimmelfreiheit.
Bücherregale: Bitte Ordnung halten! Wo Schränke offen bleiben und der Inhalt zu sehen ist, sollte dieser perfekt inszeniert sein. „Das geht sogar so weit, dass Bücherrücken stören und die Bücher daher umgedreht ins Regal gestellt werden“, erläutert IMM-Trendexperte Frank A. Reinhardt.
Digitalisierung: sie hat auch den Wohnbereich erobert: Ob bei Haushaltsgeräten, Fenstern und Türen, bei der Weißen Ware oder
der Heizungssteuerung – alles dient der Bequemlichkeit im Alltag. Viele Kunden sind jedoch auch ermüdet von dem ständigen Reizüberflüssen und Dauerablenkungen genannt „mediale Strapazen“.
Ob Wetter, Börse, Eilmeldungen, Emails, Rezepte, Musik – vielen ist das tatsächlich zuviel. Dann wünscht man sich Bewährtes zurück. Schallplatten, Oldtimer und Filterkaffee haben Hochkonjunktur und beim Wohnen sind es Modelle aus einer vermeintlich guten alten Zeit. Vintage-Look, Retro, Boho-Stil, Mid-Century-Design.
Dazu kommt, dass für zwei Drittel der Deutschen die eigene Wohnung Gemütlichkeit ausstrahlen muss. Mit einer organischen Formensprache, authentischen Materialien, warmen Farben geht das für die meisten Menschen besser, als mit schlichten, kantigen und kühlen Möbelentwürfen. Dabei sind auch bunte Kombinationen aus Möbeln, Wandfarbe, Tapete, Dekorationen und Accessoires beliebt und lassen vor allem die gewünschte Individualität erkennen. Massivholz wird noch mehr gefragt, Eiche bleibt der Bestseller. Tische, Schränke oder Sideboards haben nichts mit der Rustikalität früherer Jahre gemein, sondern kommen filigran daher. Linoleum kommt zurück als Werkstoff für Tischplatten oder Fronten von Sideboards. Cord und Samt werden wichtig bei Polstermöbeln.